WSOD | Videoinstallation
10.10.2020 – 18.10.2020 | PINAKOTHEK DER MODERNE | München
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WSOD ist eine Abbreviatur.
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‘white screen of death’ steht für den blanken Computerbildschirm.
Die Funktion ist eingefroren. Ein unbekannter Fehler? Eine Störung?
Heute sind wir einer regelrechten Informationsflut ausgesetzt. Unmengen von Halbwahrheiten, die zu einem undefinierten weißen Rauschen verschmelzen. Uns fehlt der Durchblick. Angst und Misstrauen. Wir verschließen uns.
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‘willing suspension of disbelief‘ dagegen steht für die willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit und beschreibt das Verhalten der Menschen im Bezug zu einem Kunstwerk. Sich einem Zauber hingeben heißt sich einer Fiktion zu nähern um diese besser erfahren zu können. Ferner ist das bewusste kurzweilige Ausschalten der Skepsis unsere einzige Chance innerhalb eines ideologischen Gesellschaftsystems zu leben, zu lieben und zu genießen.
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Ein sich drehendes Mobile aus polarisierter Folie schwebt vor einer skulpturalen Konstellation aus manipulierten weiß stahlenden Bildschirmen und ermöglicht dem Betrachter die Sicht auf dem Inhalt. Die nur durch diese Prisma sichtbaren Videos zeigen abstahiert die farbigen Strukturen des umgebenden Raumes. Eine Installation, die versucht mit dem Raum und Publikum in Dialog zu treten.
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DENKRAUM DEUTSCHLAND | INTERSPACE | Digitalität–Kunst–Gesellschaft |
Leitung: Miro Craemer
Co-Kurator Phillipp Messner
Kunstvermittlung: Pia Brüner
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Mit Beiträgen von Samuel Beckett, Heinz Butz, Hell Gette, Shoji Kawamori/Sony Design Center, Alexander Löwenstein, Kristina Lovaas, Ivan Paskalev, Gülbin Ünlü, Thomas Thiede/Alexander Kluge, Thomas Weinberger/Benjamin Zuber
sowie Studierenden der Otto-Falckenberg-Schule, München
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Zentrales Thema des DENKRAUM DEUTSCHLAND 2020 ist die Digitalität. Digitalität, eine medientheoretische Wortschöpfung, meint die Verschränkung von digitalen und analogen Wirklichkeiten. In Zeiten von eingeschränkter Reisetätigkeit und oktroyierter Kontaktvermeidung bestimmt sie unser Leben mehr denn je, erleichtert oder macht es komplizierter. Noch nie waren Kommunikation und Politik so stark mit einer Technologie verwoben wie heute, noch nie war der Raum zur politischen Meinungsbildung so unsicher, aber gleichzeitig auch demokratisch. Wie selbstbestimmt handelt aber der einzelne Mensch in einer kaum greifbaren, scheinbar unbegrenzten Wirklichkeit? Auf was kann er sich verlassen, wo werden Identitäten bewusst manipuliert, wo lösen sie sich auf?
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Die Schnittstelle von Digitalem und Materiellem kann als ein „Zwischenraum“ (engl. „Interspace“) verstanden werden, in dem permanente Transformations- und Kommunikationsprozesse stattfinden. Sie ermöglichen es, Informationen verfügbar zu machen, unabhängig von Zeit, Raum und menschlicher Präsenz. „Interspaces“ wie dieser sind Orte der Verunsicherung und der Unklarheit. Für Künstler*innen und Designer*innen hingegen sind genau diese Zwischenräume Orte des kreativen Ent- und Aufdeckens, der Neugier und der Entfaltung.
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© 2020 WSOD PINAKOTHEK DER MODERNE München, Bilder: Thomas Weinberger